Dienstag, 23. April 2024
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Zellhausen: Gewarnt und doch geblitzt

Geschwindigkeitsmessanlagen verbessern die Verkehrsdisziplin

Nein, es ist ein Gerücht, dass die neue Geschwindigkeitsmessanlage (kurz: “Blitzer”) in Zellhausen von einer unserer Redaktionsmitarbeiterinnen finanziert wird. Fast hätte man es annehmen können. Noch am Tag vor der Instandsetzung der beiden “Blitzer” an der Babenhäuser Straße in Richtung Seligenstadt hatten wir die Kollegin gewarnt: “Langsam fahren! 30er Zone. Die blitzen jetzt!”

Schneller als die ersten Blitzer war noch das Regionalportal ‘s Blättsche, das die Aufbauarbeit live miterlebte. Und schnell genug war auch unsere Mitarbeiterin – und das gleich dreimal. Immerhin musste sie innerhalb weniger Tage ausprobieren, ob denn auch beide “Blitzer” intakt sind, um unmittelbar darauf gedankenversunken dem Sprichwort gerecht zu werden: “Aller guten Dinge sind drei!”

Von wegen “guter” Dinge. Oder doch?

Schlecht für die, die bislang geblitzt wurden, auch wenn sie sich noch so oft konzentrierten. Gut allerdings, und das ist in den darauffolgenden Presseberichten ausführlichst zu lesen, für die Gemeinde. Natürlich wird von der “Verbesserung der Verkehrsdisziplin” gesprochen. Doch Fakt ist freilich auch, dass bei so vielen “erwischten Verkehrssündern” (was ein Begriff im Vergleich zu manch anderen “Sünden”) reichlich Geld in die Gemeindekasse geflossen ist. Immerhin: Nur im April sind an den beiden neuen Anlagen 3.269 Verwarnungen ausgestellt worden. Zum Glück auch für Fahrer, die die 30er-Grenze extrem weit strapazierten.

Da ist es schon ein Unterschied, ob jemand mit gerade einmal 35 km/h minus dem Toleranzwert von drei km/h ein entsprechendes freundliches Schreiben des Ordnungsamtes bekommt oder ob da mit mehr als 60 km/h “gerast” wird. Nicht bekannt war bei Redaktionsschluss, wer nach anwaltlichem Beraten auf die Zahlung der Ordnungswidrigkeit verzichtete. Aber auch das können wir bei Gelegenheit noch recherchieren.

Seit einigen Wochen stehen die “Blitzer” am Ortseingang von Zellhausen in beide Richtungen. Bild: beko

Hier jedenfalls mal die eigentliche Pressemeldung über den “ersten Erfolg” des neuen Blitzer-Einsatzes in Zellhausen: Seit mehr als einem Monat stehen die neuen Anlagen an der Babenhäuser Straße im temporeduzierten Bereich Höhe der Kita Farbenland und zeigen erste Erfolge. Die Anlagen waren aufgrund stetig hoher Zahlen bei der Tempoüberschreitung und den damit verbundenen Gefahren an dieser sensiblen Stelle errichtet worden.

Vorrangiges Ziel war, die Unfallverhütung sowie eine Verbesserung der Verkehrsdisziplin herbeizuführen, zum Schutz von Schulkindern, älteren Menschen und Nutzern der Bushaltestellen. Dieses Vorhaben scheint geglückt. Nachdem sich viele Verkehrsteilnehmer vor Errichtung der Anlage auch mit vielfältigen Maßnahmen nicht zur Einhaltung der vorgeschriebenen Geschwindigkeit von 30 km/h bewegen ließen, zeigen die Zahlen nun, dass sich dieses Verhalten verändert. Nach fünf Wochen Betrieb beginnt die durchschnittliche Zahl der Überschreitung pro Tag langsam zu sinken. Im April sind bei den beiden neuen Anlagen insgesamt 3269 Verwarnungen ausgestellt worden, davon waren 21 Fahrer im punktebewehrten Bereich, drei weitere Fahrer werden ein Fahrverbot erhalten.

Der vorher/nachher-Vergleich ist mehr als eindrucksvoll: Hielten sich vor Errichtung der Anlage 93 Prozent der Fahrzeugführer in Fahrtrichtung Babenhausen und 79 Prozent der Fahrzeugführer in Richtung Seligenstadt nicht an die Geschwindigkeit, sinken die Zahlen seit Beginn der stationären Überwachung auf nun 2,01 Prozent in Fahrtrichtung Babenhausen und 1,4 Prozent in Fahrtrichtung Seligenstadt. Der Spitzenreiter vorher fuhr 93 km/h, der im aktuellen Zeitraum gemessene Spitzenreiter war mit Tempo 65 km/h unterwegs. Diese Zahlen dokumentieren sehr eindrucksvoll, dass oftmals nur eine drohende Strafe Verkehrsteilnehmer zur Einhaltung der vorgeschriebenen Geschwindigkeit bewegt.

Bei mobilen Geschwindigkeitsüberwachungen Ende April wurden im Gemeindegebiet Mainhausen 315 Verstöße festgestellt. In der Klein-Welzheimer Straße im Ortsteil Mainflingen, im Tempo 30-Bereich, waren bei 1247 Durchfahrten 173 Verstöße zu verzeichnen. Somit waren 13,8 Prozent aller Fahrzeugführer zu schnell unterwegs. Drei Fahrer haben zusätzlich ein Handy benutzt, acht Fahrer bewegten sich im Punktebereich und zwei Fahrer werden ein Fahrverbot erhalten. Der Spitzenreiter war hier mit Tempo 73 km/h ortseinwärts unterwegs.

Diese Zahlen lagen deutlich unter den Werten vorheriger Messungen und zeigen auch hier, dass sich das Verhalten der Verkehrsteilnehmer verändert. An der Messstelle in OT Zellhausen waren im gleichen Zeitraum bei erlaubten 50 km/h und 2104 Durchfahrten, 142 Verstöße zu verzeichnen, somit waren 6,7 Prozent aller Fahrzeugführer zu schnell. Sieben Überschreitungen lagen im Punktebereich, der Spitzenreiter war mit 79 km/h in Richtung Mainflingen unterwegs.

Übrigens: Eine Anfrage der augenzwinkernden Kollegin, ob es für die drei aufeinanderfolgenden “Blitzer-Einnahmen” wenigstens einen Rabatt gibt, lässt das “scharfe Gesetz” in der Regel nicht in jedem Fall zu…

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