Freitag, 19. April 2024
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“Viel Idealismus und kein Geld”

Jugend zum erbosten Dekan zitiert / Heute Teil 7

Genau vor einem halben Jahrhundert
startete die Jugendverbandsarbeit in der St. Wendelinusgemeinde Zellhausen mit zahlreichen Aktionen, ließ die Dekanatsjugendarbeit aufleben, machte politisch Furore und mündete schließlich in die Gründung der heutigen Katholischen Jugendzentrale. Fast könnte man sagen: KJZ wird zur KJZ.

1977: Längst genoss die katholische Jugend Zellhausen (KJZ) einen besonderen Ruf in der Seligenstädter Region und so war es sinnvoll, auch politische Unterstützung zu erhalten, die man in den Kommunen und im Kreis Offenbach den “eigenen Ferienspiel-Betreuern” längst gezielt anbot.

Gemeinsam mit dem damaligen Vorsitzenden des Diözesanverbandes des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) im Bistum Mainz, Norbert Kern, wagte man einen Vorstoß, der im Laufe der Zeit erfolgreich sein sollte, von dem aber kaum noch jemand etwas weiß.

Als gebürtiger Weiskircher kannte sich Norbert Kern im Kreis Offenbach aus und forcierte die Gründung einer BDKJ-Kreisstelle mit der wesentlichen Aufgabe der Außenvertretung gegenüber den politischen Gremien der Kreisverwaltung, die damals noch ihren Sitz in Offenbach hatte.

Klar war: 7000 Kinder und Jugendliche, so berichteten damals übereinstimmend die Offenbach-Post, Main-Echo und weitere Zeitungen, werden regelmäßig in Gruppen des BDKJ betreut. Etwa 560 Jugendliche und junge Erwachsene sind als ehrenamtliche Gruppenleiter in der außerschulischen Jugendarbeit des katholischen Jugendverbandes tätig.

Als erster Vorsitzender des neuen Gremiums bezeichnete Bernhard Koch das Gespräch mit den Fraktionen des Kreistages “als derzeit wichtigste Aufgabe”. Er wies darauf hin, dass fortlaufende Senkungen von Zuwendungen für die kirchliche Jugendarbeit dazu führen, die Freizeitmaßnahmen freier Träger in keiner Weise zu unterstützen. Damals veranstaltete der Kreis Offenbach 13 Freizeiten für etwa 500 Teilnehmer. Die BDKJ-Kreisstelle forderte, die Förderungsmittel zu erhöhen.

Schnell setzte sich auch der heute noch aktive Froschhäuser Frank Lortz, damals Sprecher der CDU-Kreistagsfraktion und heute Landtags-Vizepräsident, im Januar 1978 für die Initiative der katholischen Jugend ein, künftig Gruppen der sport- und kulturtreibenden Vereine finanziell zu unterstützen.

Doch damit nicht genug: Erhielten die Betreuer von Ferienspielen 40 bis 60 Mark pro Tag, mussten die Gruppenleiter von Zeltlagern und Freizeiten weiterhin den vollen Teilnehmerbetrag zahlen.

Ein weiterer Vorstoß war angesagt: “Viel Idealismus und kein Geld. Zeltlagerbetreuer benachteiligt?” lautete 1978 eine Schlagzeile in den lokalen Medien. Was zur Folge hatte, dass der BDKJ-Vorstand samt dem neuen Diözesanjugendseelsorger Heinz Kußmann zu Dekan Kämmerling nach Seligenstadt zitiert wurde, weil dieser glaubte, dass die Gruppenleiter nun Geld verlangen für ihre Tätigkeit.

Schnell war der Paragraph 8 des Jugendwohlfahrtsgesetzes ausgepackt, der verdeutlichte, dass es “nicht um eine Bezahlung, sondern um eine gesetzlich festgelegte Förderung” gehen soll. Schon wenige Tage nach dem Gespräch titelte die Offenbach-Post: “BDKJ und Dekan fordern Gleichberechtigung”.

Die Dekanatsjugendarbeit war geboren, um sich gemeinsam gerade politisch zu vertreten, aber es dauerte nicht lange, bis die nächste Überschrift in der Zeitung die Gemüter erhitzte: Immer wieder Ärger um den “Hauptamtlichen”. Und schon damals anno 1981 hätte die Kirche die “Zeichen der Zeit” erkennen können, wenn…

>> Lest dazu auch die vorangegangenen Teile der Serie “KJZ”. Teil 1Teil 2Teil 3Teil 4Teil 5Teil 6

>> Demnächst in dieser Serie: Der achte und vorerst letzte Teil – wie aus der KJZ die KJZ wurde.

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