Das größte Hanauer Wohnbauprojekt der nächsten Jahre nimmt Fahrt auf. Mit dem Entwurfs- und Offenlagebeschluss, der die Grundlage für die Entstehung von rund 1.400 Wohneinheiten im Stadtteil Großauheim schafft, hat der Magistrat am Montag eine wichtige Weichenstellung für die Entwicklung des früheren “Bautz Gewerbeparks” vorgenommen. Damit ist der Weg frei, dass sich der Ortsbeirat Großauheim/Wolfgang und die Stadtverordnetenversammlung in ihren nächsten Sitzungen mit dem Vorhaben beschäftigen. Angesichts der Dimension und der Bedeutung für den Stadtteil ist darüber hinaus geplant, die Details im Struktur- und Umweltausschuss zu beleuchten.
Für Oberbürgermeister Claus Kaminsky passt das ambitionierte Projekt perfekt in die Strategie der Stadt, dringend benötigten Wohnraum mit verlässlichen Partnern zu realisieren. Gleichzeitig freut es ihn, dass das zuletzt als Lager- und Produktionsstandort genutzte Areal endlich auch seinen besonderen Qualitäten angemessen genutzt wird. Das Bautz-Gelände sei aufgrund seiner Lage und seines Zuschnitts für die Umwandlung in ein Wohnquartier hervorragend geeignet. “Wichtig ist uns dabei allerdings, dass dort auch die benötigten Infrastruktureinrichtungen entstehen. So wird das Quartier zu einem gut funktionierenden, attraktiven neuen Viertel direkt am Mainufer.”
Heute erinnern nur noch einige denkmalgeschützte Gebäude und der Name daran, dass auf dem Areal am Mainufer bis 1963 Traktoren der Marke “Bautz” produziert wurden. Künftig soll auf dem rund 14 Hektar großen Gewerbegebiet, das durch seine attraktive Lage direkt am Main besticht, ein attraktives Wohnquartier werden. Der bundesweit tätige Bauträger BUWOG hat das ursprünglich von Bien-Ries konzipierte Projekt übernommen und weiterentwickelt. Die in der Bauleitplanung getroffenen Festlegungen zeichnen sich nach den Worten des OB durch ein Höchstmaß an wechselseitigem Entgegenkommen von Vorhabenträger und Stadt aus. “Das jetzt vorgestellte Konzept für das Bautz-Quartier erfüllt sowohl die übergeordneten Planungsziele der Stadt als auch die Vorstellungen für ein innovatives nachhaltiges und lebenswertes Quartier für die Hanauerinnen und Hanauer.”
Wie der OB weiter erklärt, markiert die Entwicklung des Bautz-Quartiers als Wohnstandort den Abschluss der Phase markiert, in es möglich war, größere Wohnungsbauvorhaben auf Konversionsflächen zu realisieren. Größere zusammenhängende Flächen für die Innenentwicklung stehen im Stadtgebiet nun nicht mehr zur Verfügung. In den kommenden Jahren wird der Fokus der Stadtplanung daher auf der Weiterentwicklung bestehender Quartiere und dem begleitenden Ausbau der notwendigen sozialen Infrastruktur liegen. “Meist lässt sich im Bestand aber nur eine relativ geringe Anzahl von Wohnungen pro Bauprojekt schaffen.”
Vor diesem Hintergrund haben sich Stadt und die in Hanau ansässige Firma BUWOG, die das Quartier entwickelt, darauf verständigt, auf dem Bautz-Gelände eine städtische Dichte von rund 100 Wohneinheiten pro Hektar zu ermöglichen. Dies entspricht rund 1.400 neuentstehenden Wohnungen. “Auf diese Weise gehen wir mit dem Flächenpotenzial des ehemaligen Bautz-Geländes, das rund 14 Hektar umfasst, angemessen effizient um.” Diese Dichte wird nach Kaminskys Worten ansonsten in Hanau nur in urbanen Bereichen erreicht. Im Pioneer Park liege beispielsweise die Dichte über das gesamte Gebiet betrachtet bei knapp 40 Wohneinheiten pro Hektar. “Die geplante hohe Dichte im Bautz-Quartier ist eine große Chance für die Weiterentwicklung unserer Stadt, sie stellt aber auch besondere Anforderungen an die Planung und Gestaltung”, macht der OB deutlich, dass deshalb Ziel städtebaulichen Entwicklungskonzepts für das Areal war, möglichst gute Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass ein urbanes, lebendiges Quartier entstehen könne, indem die Chancen der hohen Dichte genutzt würden.
“Dank der denkmalgeschützten Bestandsgebäude, die im Bebauungskonzept berücksichtigt werden, erhält das Quartier ein individuelles Gesicht und eine eigene Identität”, beschreibt der OB eine der besonderen Qualitäten der Konzeption, die darüber hinaus vorsieht, dass sich die Gebäudehöhe und -gestaltung am Vorbild städtischer Quartiere aus der Gründerzeit orientieren. Dabei sollen die überwiegend vier- bis fünfgeschossigen Häuser den Eindruck einer kleinteiligen Grundstücksparzellierung vermitteln, indem die Einzelgebäude in ihrer Fassadengestaltung und Farbgebung voneinander unterscheidbar sind. Der durch die BUWOG geplante Wohnungsmix wird sowohl kompakte 1-Zimmer-Wohnungen, mittlere 2- bis 3-Zimmerwohnungen sowie große Familien-Wohnungen mit 4 und mehr Zimmern umfassen. Alle Wohnungen werden über Balkon, Terrasse oder Garten verfügen. Ziel ist es, für alle Generationen passenden Wohnraum zu schaffen – von Studierenden über Young Professionals bis hin zu Familien und älteren Menschen mit dem Bedarf an barrierefreiem Wohnraum. Dabei entsteht der Wohnraum voraussichtlich zu etwa gleichen Teilen in Form von Eigentumswohnungen und Mietwohnungen, davon ein Teil mietpreisgebunden.
Neben den Bereichen, die dem Wohnen vorbehalten sind, wird Raum für gewerbliche Nutzungen, Handel und Dienstleistungen geschaffen, die für Belebung in Erdgeschossbereichen sorgen. Die Menschen sollen im Quartier aktiv sein und können Alltagserledigungen zu Fuß oder mit dem Rad absolvieren. Gleichzeitig können die Neubürgerinnen und -bürger für zusätzliche Nachfrage und Belebung im Ortskern von Großauheim sorgen, ohne dort zusätzlichen Autoverkehr zu erzeugen.
Auf übergeordneter Ebene sind die Themen Klimaschutz und Klimaanpassung, die Notwendigkeit der Bewahrung von älteren Baumbeständen und Grünstrukturen, die Energie- und Mobilitätswende sowie die regionale Wohnraumversorgung in der Weiterentwicklung der ursprünglichen Planung von 2018 deutlich stärker in den Fokus gerückt. “Wir werden im städtebaulichen Vertrag mit dem Investor konkrete Maßnahmen für eine klimafreundliche Energieversorgung sowie zur Reduktion des Energieverbrauchs vereinbaren”, stellt der OB klar, dass auch dieses Projekt dazu beitragen wird, dass Hanau die angestrebte Klimaneutralität bis 2040 erreichen kann.
“Nicht zuletzt die Pandemie hat verdeutlicht, wie wichtig die Aufenthaltsqualität im öffentlichen Raum ist”, ist sich OB Kaminsky sicher, dass die Pläne der BUWOG für das Quartier auch diese Ansprüchen erfüllen. Neben Gründächern und begrünten Innenhöfen, die ökologischen Nutzen schaffen und das Mikroklima verbessern, wird sich quer durch das neue Wohngebiet ein rund 300 Meter langer Park als grünes Band ziehen, der sich durch nachhaltige Qualitäten auszeichnet. Neben umfassenden Neupflanzungen von regional angepassten Büschen und Bäumen dient diese Parkanlage auch der Versickerung von Regenwasser und Rückführung in den natürlichen Wasserkreislauf.
Das südwestliche Bestandsgebäude am Mainufer – ein als Einzelkulturdenkmal denkmalgeschütztes Gebäude – wird voraussichtlich durch die BUWOG saniert und steht perspektivisch danach für Gastronomiebetrieb zur Verfügung. Die gesamte Fertigstellung des Quartiers soll bis voraussichtlich bis 2030 erfolgen.