Dienstag, 30. April 2024
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„Opa Kali“ verabschiedet sich in den Ruhestand

Generationenwechsel bei der Brandschutzerziehung der Feuerwehr

“Ich weiß ganz genau, wofür ihr das braucht”, ist sich der kleine Kindergartenjunge beim Blick auf die Atemschutzausrüstung der Feuerwehr sicher, dass “ihr damit den weißen Hai fangen geht”. Die Verblüffung bei Karlheinz Ladwig war groß, aber der reale Einsatzort war für den kleinen Besucher spannend genug, um keine Enttäuschung aufkommen zu lassen.

Auf erheiternde Erlebnisse wie diese muss der Klein-Auheimer Karlheinz Ladwig künftig wohl verzichten, denn der langjährige Brandschutzerzieher der Hanauer Feuerwehr ist seit kurzem Rentner. Seinen Job, den er seit mehr als 40 Jahren zunächst ehrenamtlich und seit 2013 hauptamtlich ausübte, hat Sebastian Mathuschik (Mittelbuchen) übernommen, der bereits seit 2019 als Brandschutzerziehungskoordinator mit “Opa Kali”, wie ihn Kollegen und Kinder gleichermaßen nannten, zusammengearbeitet hat.

Er ist “Opa Kali”: Der Klein-Auheimer Karlheinz Ladwig war mehr als 40 Jahre Brandschutzerzieher der Hanauer Feuerwehr. Bild: privat (Stadt Hanau)

Brandschutzerziehung hat in Hanau von jeher einen großen Stellenwert in der präventiven Aufklärungsarbeit der Feuerwehr. Bereits 2006 stellte man in der Brüder-Grimm-Stadt einen eigenen Gerätewagen in den Dienst, der quasi als “Arbeitskoffer” die notwendigen Materialien für alle zur Verfügung stellte, die in der Brandschutzerziehung aktiv waren.

Auch mit dem Schritt, 2013 eine hauptamtliche Stelle für diesen wichtigen Bereich der Feuerwehrarbeit zu schaffen, war man in Hanau vielen Städten Deutschlands einen wichtigen Schritt voraus. “Mit Karlheinz Ladwig haben wir seinerzeit die ideale Besetzung für die Stelle gefunden”, erinnert sich Peter Hack, Leiter der Hanauer Feuerwehr. “Er verfügte nicht nur über fundierte Sachkenntnis, sondern ging die Aufgabe immer mit großem Engagement und viel Herzblut an.”

Neben diesem Aufgabengebiet auf Stadt- und Kreisebene war Karlheinz Ladwig aufgrund seiner Kompetenz immer auch ein gefragter Ansprechpartner für das Land Hessen und sogar im gesamten Bundesgebiet.

“Bis heute wirkt er für die Feuerwehr Hanau auf Kreis-, Landes- und Bundesebene mit,” freut sich Hack darüber, dass der erfahrene Kollege auch nach seiner Verabschiedung in den Ruhestand für diese Ämter weiterhin ehrenamtlich zur Verfügung steht.

Als Mitglied des Fachausschusses für Brandschutzerziehung und Brandschutzaufklärung, dessen Vorsitzender er in Hessen seit Januar 2019 ist, erreichte Ladwig schließlich durch große Hartnäckigkeit, dass das Land nicht nur den neuen Gerätewagen für die Brandschutzerziehung- und Brandschutzaufklärung (BEBA) finanzierte, sondern auch die Kosten für einen hauptberuflichen “Brandschutzerziehungskoordinator” übernahm.

Dessen Aufgabe sollte es vorrangig sein, die Arbeit der insgesamt 30 ehrenamtlichen Feuerwehrleute, die in ihren jeweiligen Stadtteilen regelmäßig Angebote zur Brandschutzerziehung und Brandschutzaufklärung machen, abzustimmen.

Mit Sebastian Mathuschik wurde in den eigenen Reihen ein erfahrener Kollege gefunden, der diese Aufgabe übernehmen und damit Karlheinz Ladwig fortan in den organisatorischen Fragen entlasten konnte. Daneben war so auch sichergestellt, dass eine reibungslose Übergabe möglich wird, wenn der bisherige Brandschutzerzieher in den Ruhestand gehen würde.

Bis heute wird ein wesentlicher Teil der Brandschutzerziehung durch ehrenamtliche Kräfte in den Stadtteilen geleistet. Daran soll und kann sich nach den Worten von Mathuschik gar nichts ändern. Als Koordinator koordiniert er die Termine in den Stadtteilen und kümmert sich auf der Hauptfeuerwache um die benötigte Ausrüstung.

Gelegentlich hilft er auch in den Stadtteilen aus, doch sein Arbeitsschwerpunkt liegt in der Hauptfeuerwache. “Wenn die Stadtteile in den Kitas oder Schulen ihre Aufklärungsarbeit erledigt haben, ist der nächste Schritt meist, dass die Einrichtungen zu Besuch auf die große Wache im Hanauer Stadtteil Lamboy kommen,” so Mathuschik und ergänzt, dass es dann in seiner Verantwortung liegt, den Gruppen einen Einblick in den Alltag der Hanauer Feuerwehr zu geben.

Die eigene Begeisterung für das Ehrenamt Feuerwehr vermitteln

Die Bedeutung solcher Besuche vor Ort sowie der Brandschutzerziehung überhaupt kann nach den Worten von Oberbürgermeister Claus Kaminsky gerade mit Blick auf die Kitas und Schulen gar nicht hoch genug geschätzt werden. “Die Kinder und Jugendlichen lernen nicht nur richtiges Verhalten im Falle eines Feuers, sondern werden vielleicht auch neugierig auf die Arbeit der Feuerwehr, so dass vielleicht die eine oder der andere Lust bekommt, selbst aktiv zu werden.” Deshalb sei es mit Blick auf die Nachwuchsförderung auch wichtig, dass diese Aufgabe von Feuerwehrleuten übernommen würde, die ihre eigene Begeisterung für dieses Ehrenamt vermitteln könnten.

Neben den Besichtigungen in der Hauptfeuerwache sowie der Brandschutzerziehung und Brandschutzaufklärung in Kitas, in Schulen, in Einrichtungen für Menschen mit Behinderung und bei Senioren hat Mathuschik aber noch weitere Aufgaben vom Kollegen Ladwig übernommen. So fährt er mit seinen Kollegen der Abteilung Vorbeugender Brand- und Gefahrenschutz (kurz VB), geleitet von Abteilungsleiter Torsten Roth, bei Gefahrenverhütungsschauen in Schulen und Kitas mit. Darüber hinaus führt er Brandschutzhelfer- oder Brandschutzschulungen für Betriebe, die Polizei und die Bereitschaftspolizei durch. Zudem fährt er üblicherweise den ein oder anderen Einsatz in der Tagesabdeckung der Berufsfeuerwehr mit.

Doch die Pandemie hatte auch nachhaltige Auswirkungen auf die Arbeit der Brandschutzerzieher. Karlheinz Ladwig ging ins Homeoffice und musste eine ganze Weile die Arbeit für seinen Nachfolger miterledigen, denn Mathuschik zog als Führungsassistent gemeinsam mit Peter Hack sowohl in den Krisenstab der Stadt Hanau als auch in die Projektgruppe Impfzentrum ein.

Damit mussten viele Pläne, die Ladwig und Mathuschik gemeinsam entwickelt hatten, vorläufig auf Eis gelegt werden. Im Fokus stand dabei eine interaktive Brandschutzerziehung, die online erreichbar sein würde. Das Konzept stand, es war schon alles besprochen, die ersten Filme waren abgedreht und bearbeitet. Dann kam der Lockdown und alle Arbeiten an dem Projekt ruhten.

Auch die Veranstaltungen mit Menschen mit Behinderungen im Hanauer Brocken-, Blau- und Gärtnerhaus mussten ausfallen sowie das Schulprojekt mit der Friedrich-Fröbel-Schule, was alle Beteiligten sehr bedauert haben. Seit Mitte Juli dürfte es weitergehen, doch jetzt betreut die BEBA aber zunächst einmal die Ferienspiele im Hanauer Stadtgebiet und bereitet einen Aktionstag beim Behinderten-Werk Main-Kinzig vor. Schritt für Schritt soll dann nach den Sommerferien die Brandschutzerziehung unter Corona-Bedingungen wieder hochgefahren werden.

Ein Engagement mit überregionaler Wirkung, das 2019 seinen Anfang nahm und wegen der Corona-Unterbrechung erst vor einigen Wochen sein glückliches Ende nahm, war die Projektgruppe im Hessischen Innenministerium.

Seit Januar 2019 arbeiteten Ladwig und Mathuschik dort zusammen mit den anderen Vertretern der Pilotregionen an der Förderrichtlinie und der Planung- bzw. der Beschaffung von sieben baugleichen Gerätewagen für die Brandschutzerziehung (GW-BE) mit. Da Hanau bereits seit 2006 ein solches Fahrzeug im Einsatz hat, waren die hier gemachten Praxiserfahrungen besonders wichtig bei der Gestaltung der neuen Gerätewagen-Generation. Im Juli war es dann soweit: Die neuen GW-BE wurden an der hessischen Landesfeuerwehrschule in Kassel offiziell an die Städte Hanau, Kassel, Fulda und die Landkreisen Fulda, Gießen, Main-Kinzig-Kreis und Offenbach übergeben.

Dass “Opa Kali” in all den Jahren viele Kinderherzen im Sturm erobern und dort einen festen Platz gewinnen konnte, zeigte sich in der Menge der Geschenke und Glückwunschkarten, die Karlheinz Ladwig zu seinem Abschied erhielt. Denn was normalerweise mit einem großen Fest im Hof der Feuerwache gewürdigt worden wäre, musste wegen der Corona-Pandemie sehr viel kleiner ausfallen.

Die Gratulantenschar musste sich auf den “Familienkreis” der Hanauer Feuerwehr samt ihrem Leiter Peter Hack beschränken. Doch Sebastian Mathuschik hatte den Hanauer Kitas und einigen andere Einrichtungen, die der Vergangenheit mit Ladwig zu tun hatten, einen entsprechenden Hinweis gegeben, so dass diese sich zumindest mit Bildern und Präsenten bedanken und verabschieden konnten.

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