Montag, 16. September 2024
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120 Jahre Hessischer Hof in Hainstadt: “Herzblut trifft auf Leidenschaft”

Angie und Robert übernehmen Verantwortung für die Tradition

Start frei für ein besonderes Fest-Wochenende in Hainstadt. Der Hessische Hof feiert 120-Jähriges und das in vierter Generation. Am 7. und 8. September heißt es „Herzblut trifft auf Leidenschaft“, wenn die jetzigen Inhaber Angie und Robert Geißler ihr Restaurant, das Hotel und das Catering wieder der Öffentlichkeit präsentieren mit einer Dinnershow und allerlei Aktionen. Die Zukunft vor Augen sind sich die Inhaber des Hessischen Hofs aber durchaus der „Verantwortung für die Tradition“ bewusst.

Außenansicht des “Hessischen Hof” anno 1962. Bild: Archiv

Schon in der ersten September-Woche geht es los in der Hauptstraße 56 in Hainstadt, schräg gegenüber der katholischen Pfarrkirche, mit „Nostalgie-Fotos“. Ein besonderes Schmankerl dürften die Abbildungen sein, die auch “Nicht-Gästen” des Hessischen Hofs bereits im Vorfeld einen virtuellen Rundgang durch die vier Generationen ermöglichen. Am 3., 4. und 6. September jeweils ab 17.30 Uhr treffen sich deshalb auch Gäste von außerhalb, aus Klanaam, Staanem, aus Sellestadt, vielleischt sugar aus Klaa-Krotzeborsch odder Lämmerspiel in Haastadt, um die alde Fotos moal anzugucke.

Apropos „alt“: “Gastro mit Herz” gibt es seit 1904 in Hainstadt an einem Ort, der zuvor (schon) Mittelpunkt der Gemeinde war. Dort in der Hauptstraße 56 nämlich – so informiert ausführlich auch ein “Festbüchlein” – befanden sich Hainstadts erste Schulsäle. Mehr aus der Geschichte findet ihr am Ende dieses Artikels.

Verbleiben wir noch etwas in der Gegenwart. In einem Redaktionsgespräch mit Angie und Robert Geißler sprudelt es vor Begeisterung für all das, was (vor allem auch nach Corona) mit viel Herzblut und Engagement auf die Beine gestellt wurde.

Wie war das? Herzblut trifft Leidenschaft. Das begeisterte auch die IHK 2019.

Und dennoch sind da diese kleinen, nervenden „Hintergrundgeräusche“, die oftmals die Kraft nehmen, Neues aufzubauen, zermürbend sein können. Wie so oft sind es behördliche und bürokratische Hürden, die neutralen Zuhörern die Haare zu Kopf stehen lassen und selbst gestandene Politiker, die weitaus mehr in Bewegung setzen können, sind offenbar machtlos.

Noch haben Angie und Robert Geißler die Kraft, um der Verantwortung für die Tradition gerecht zu werden, steuern auf neue Projekte zu, bauen weiter an den einstigen Grundfesten früherer Generationen.

So wird auch das zweite September-Wochenende sicherlich wieder eine Zeit der Erinnerungen mit einer Zeit, um über die Zukunft nachzudenken.

Um 17 Uhr soll es am Samstag, 7. September, losgehen mit der Dinnershow, moderiert von TV-Koch Reiner Neidhart, mit einer Zeitreise-Show der 20er, 50er und der 70er und 80er Jahre im ersten Stock des Restaurants.

Sonntags dann ab 16 Uhr hat sich weitere Prominenz angesagt. Während in Hainburg noch die Lokale für die Bürgermeisterwahl offen haben, präsentiert Entertainer Thomas Bäppler-Wolf die eine oder andere Anekdote aus den Hessische Hof-Jahrzehnten und sorgt vermutlich dafür, dass kein Auge trocken bleibt. Und er wird auch so manche „Geschichte aus alten Zeiten“ zum Besten geben.

Aus der Geschichte des Hessischen Hofs

  • Damals – das war 1871, in Hainstadt lebten rund 2200 Einwohner, zwei Schulsäle gab es und einmal dürft ihr raten: Wo befanden sich die Schulsäle? In der Hauptstraße 56. Dort, wo heute der Hessische Hof mit seinem Restaurant und dem Hotel steht.
  • Die Eheleute Valentin und Anna Rücker erwarben 1904 das ehemalige Schulhaus und bauten es – einen Steinwurf vom Mainufer entfernt – zu einer Gastwirtschaft um.
  • Die „Hungerjahre“ nach dem Krieg waren ebenso zu überstehen wie die „Spanische Grippe“ (1918 bis 1920) und den Zweiten Weltkrieg. Nur in Gaststätten schenkte man Dünnbier aus, Bier mit 4 % Alkohol, das mit Wasser verdünnt wurde). Am 25. März 1945 besetzten amerikanische Soldaten Hainstadt, für die Bewohner war der Krieg beendet.
  • Der Hessische Hof war über viele Jahrzehnte Stammlokal und beliebter Treffpunkt der Gemeindebewohner.
  • 1946 übernahmen Heinrich und Elisabeth Rücker das Lokal und führtes es bis 1978 weiter. Von „Feierabendbier“ ist die Rede, Einwohner brachte Obst, Gemüse, Fleisch mit ins Lokal und der Koch konnte es für größere Feiern zubereiten.
  • Um 1950 gab es in Hainstadt acht Metzger und acht Bäckereien.
  • Große Treffen in der Gaststätte gab es vorwiegend an Festen wie Kirchweih, Kerb und Silvester. Das Rumpsteak mit Zwiebeln und Brot damals für sieben Mark.
  • Im Hessischen Hof stand ab 1952 eine vollautomatisierte Kegelbahn zur Verfügung. Am 4. Juli 1954 gab es ein „volles Haus“ in der Hauptstraße 56, der der Hessische Hof besaß als eine der ersten Gaststätten im Ort einen sogenannten „Wunderkasten“. Die Hainstädter verfolgten das Fußball-WM-Endspiel am Fernseher.
  • Der Ausbau zum ersten Stock schuf 1969 Platz für Vereine in einem Raum für 80 bis 100 Personen. Zahlreiche Gründungsversammlungen von Vereinen fanden im Hessischen Hof statt.
  • 1978 übernahmen Berthold und Angelika Rücker in dritter Generation das „Spezialitäten-Restaurant Hessischer Hof“. Die „Mittwoch-Grillabende“ und der „Weihnachtszauber“ waren ebenso geboren wie der neue Hotelbetrieb mit elf Zimmern, weit über die Regionsgrenzen hinaus bekannt. Selbst österreichische Gäste kommen regelmäßig.
  • Zum Millennium 2000 der Jahrtausendwende feierten viele Gäste im Lokal und im Saal und mit der Einführung des Euro waren wenige Jahre später die „Goldenen Zeiten der Gastronomie“ vorbei.
  • Es folgte 2007 das „Nichtraucher-Schutzgesetz in öffentlichen Einrichtungen“.
  • Ältere Stammgäste, die nicht mehr gut zu Fuß waren, wurden mit „Essen auf Rädern“ beliefert.
  • Als ein Klassiker in der dritten Generation galt das „Hochzeitsschnitzel“, das viele Nachfolger fand.
  • Erstmals 2009 an Halloween gab es ein Gruseldinner, und spätestens jetzt war klar, dass Tochter Angela tatkräftig mitorganisierte. Manch einer erinnert sich an die Geisterbahn ins Restaurant mit Wolfsgeheule und wimmernden Frauen. Freilich auch an jenen Nachmittag als der „Pfarrer-Stammtisch“ mit allen Priestern aus der Region im Hessischen Hof zu Gast war, die vor dem Kamin einen echter Sarg vorfanden. Geistliche Reaktionen sind nicht überliefert…
  • Angie Rücker (geboren 1985) und Robert Geißler (1981) übernahmen im Januar 2011 das Ruder. Kennengelernt haben sie sich in der Küche, lieben gelernt auf dem Kocherlball in München und heute Seite an Seite in der eigenen Küche. Eine Lovestory, die 2008 begann.

Mehr dazu und zu den aktuellen Jahren demnächst im Regionalportal ´s Blättsche mit weiteren alten Bildern. Lest Teil 2 der Geschichte hier.

Beachtet auch die regelmäßigen Aktionen im Hessischen Hof sowie alles Neue rund um den Biergarten und den Tücken der Behörden und der Bürokratie. Es dürfte (vielleicht) spannend werden…
www.hotel-hessischer-hof.com

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