Nach zehn Jahren Verhandlungen des Klein-Auheimer Bürgermeisters Roth mit dem Energieversorger in Offenbach wurde 1922 die erste Stromleitung von Offenbach über Steinheim nach Klein-Auheim in das Umspanngebäude der Gemeindewerke Klein-Auheim gelegt. Es berichtet Detlef Hellmann vom Heimat- und Geschichtsverein (HGV) Klein-Auheim.

Das Gebäude am Ende der Kolpingstraße steht heute noch und dient dem gleichen Zweck. Fast wie eine Kirche sieht es aus. Der Turm war notwendig, weil die Leitungen über Masten kamen und auch von dort über die Dächer in die Häuser gelangte.
Die ersten Hausanschlüsse tätigte der Ortselektriker Fritz Malsy (1936 bis 1969), während Philipp Jörg für die finanziellen Angelegenheiten des Gemeindewerkes zuständig war.
Weitere Beschäftigte waren Heini Walk, Erich Niedermeier, Christof Degenhardt. Klein-Auheim gehörte damals zu den A-Gemeinden. Diese durften alles selbst installieren: Zähler, Straßenbeleuchtung, Dachkabel etc.
Für die Gemeinde war das eine gute Einnahmequelle.
Die Firma Bauer erneuerte ihr altes Dieselkraftwerk noch 1923 – der Strom reichte noch nicht aus. Die Firmen Illert und Gummi-Peter hatten separate Verträge und Leitungen mit dem Energieversorger Offenbach.
Aus dieser Anfangszeit erzählt Gerd Wolf von der Arbeit seines Opas Valentin Andreas in der Schmiede Wolf: Er hatte den ersten Schweißapparat des Ortes gekauft. Es war eine Arbeitserleichterung, wenn man die Radreifen nicht in der Esse schmieden musste, sondern sie mit dem Schweißgerät verschweißen konnte. Der elektrische Schweißapparat wurde sogar von der Gummi ausgeliehen. Mittags durfte der Opa aber nicht schweißen, weil dann die Haushalte den Strom zum Kochen brauchten. So schwach war das Netz.
Während des Zweiten Weltkrieges mussten die Freileitungen von Kupfer auf Eisenleitung geändert werden, weil das Kupfer für die Rüstung gebraucht wurde.
Eisen leitet aber schlechter, deshalb gab es weniger Leistung (Faktor 5,7 gegenüber Kupfer). Hätte man die gleiche Leistung behalten wollen, dann wären die Leitungen, die über die Dächer die Häuser versorgten, fast sechsmal so schwer gewesen wie die Kupferleitungen. Da das nicht ging, wurden kleinere Querschnitte verlegt mit der Folge, dass weniger Strom zu den Häusern kam (das erklärt beispielsweise den Stromausfall in Privatwohnungen, wenn es Sirenen-Alarm gab).