Sonntag, 28. April 2024
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Integration der Schüler war ihr immer wichtig

FES-Rektorin Barbara Eisenkolb (64) verabschiedet

Alles andere als ein offizieller Akt war die Verabschiedung der Klein-Auheimer Rektorin Barbara Eisenkolb am heutigen Donnerstag an der Klein-Auheimer Friedrich-Ebert-Schule (FES). Die Veranstaltung glich eher einem familiären Schulfest mit kleiner offizieller Urkunden-Übergabe, vielen Kinderaktionen der einzelnen Klassen, lobenden Rednern, allen voran dem Vertreter des Staatlichen Schulamtes, und der einen oder anderen Träne zum Abschied.

Fast drei Stunden Ausnahmezustand an der Klein-Auheimer Grundschule am Donnerstag, dem vorletzten Schultag vor den Sommerferien. Vollbesetzt ist der Schulhof, vor allem die Schülerinnen und Schüler tummeln sich und nehmen Abschied von ihrer Rektorin. Luchs-Klasse 2c, Marienkäfer-Klasse 4c starten mit dem Iko-Iko-Tanz, gefolgt von der Tanz-AG, der Schmetterlings-Klasse 2d mit dem “Hummeltanz” und der Otter-Klasse 2b. Zugabe-Rufe können kaum erfüllt werden, die nächsten Akteure stehen schon bereit. Und vorne auf der ersten Bank strahlt Barbara Eisenkolb übers ganze Gesicht.

Zum Abschluss der Vorführungen nimmt sie ein großes Tuch in Empfang mit den Fingerabdrücken aller 350 Schüler der Friedrich-Ebert-Schule, die anschließend in ihre Klassenräume verschwinden und teilweise von oben das Geschehen auf der Schulwiese zwischen Verwaltungstrakt und Turnhalle aufmerksam zu verfolgen.

Während noch das Kalte Büfett aufgebaut wird, sorgen Sonja Kaiser und Werner Horn, in Klanaam besser bekannt als “Duo Soggeschuss”, für musikalische Untermalung dessen, was gleich folgt. Der offizielle Teil mit Lobeshymnen für eine Frau, die ihr Leben lang immer versuchte, “Schüler auf das richtige Gleis zu setzen, die Schüler immer im Blick hatte”, wie es Hanaus Bürgermeister Dr. Maximilian Bieri formuliert. Sein Antrittsbesuch an der FES ist gleichzeitig der Abschied von der Rektorin, die 18 Jahre lang diese Schule leitet. Mit einem Loriot-Zitat richtet er sich auch an die Familie zuhause mit Ehemann, zwei Töchtern und einem Sohn, falls der Lagerkoller einmal kommen sollte. Sagen Sie denen dann einfach: “Entschuldigt, das ist mein erster Ruhestand, ich übe noch!”

Von Vielem, was Barbara Eisenkolb, für Klein-Auheim geleistet hat, auch mal spontan wie beispielsweise erst neulich dem Zur-Verfügung-stellen der Wasserleitung von Schule zum Stadtteilfest, berichtet Reiner Dieser für den Ortsbeirat, bevor Anne-Dorothea Stübing ausführlich aus der Zeit Eisenkolbs an der Hanauer Gebeschusschule erzählt, in der einst auch Rudi Völler lernte.

Die Integration der Schüler war Barbara Eisenkolb immer wichtig, sie wollte eine Schule als Hort der Geborgenheit aller Schüler, keine Aussonderung von Kindern, agierte immer mit Besonnenheit, Freundlichkeit und Empathie. Dank kommt auch von der jetzigen Leiterin der Gebeschusschule, Judith Baumbach.

Klare Kante zeigt Barbara Eisenkolb in allen ihren Arbeitsbereichen, so auch als sie zum 30. August 2005 die FES-Leitung übernimmt und ihr die Urkunde des Schulamtes überreicht wird. Die gibt sie umgehend zurück, nicht, weil sie die Leitung nicht will, sondern weil sie einen “unverzeihlichen” Fehler enthält. Kleinauheim zusammengeschrieben ohne Bindestrich – geht gar nicht. Also muss die Urkunde neu verfasst werden.

Die Ära Friedrich-Ebert-Schule startet schon Monate vor der Urkundenübergabe. Bekannt wird die neue Rektorin damit, dass ihr Klassenraum einem Wohnzimmer gleicht, die Kinder sich wohl fühlen und in dieser Atmosphäre besser lernen. Schoschana Hetzel vom Förderverein fasst die 18 Jahre FES so kurz zusammen wie es eben geht, könnte allerdings Bücher füllen.

Der Förderverein wird gegründet, der Schulhof mit Spielgeräten bestückt – heute Vorbild für so manche Grundschule in der Umgebung – und die Eltern werden umfangreicher informiert. Seit dem Schuljahr 2006/2007 berichtet der Friedrich-Brief aus dem Schulalltag und da nicht nur von Terminlisten, sondern auch von inhaltlichen Neuerungen. Das Ganztagsangebot startet, “Kinder werden nachmittags betreut, nicht nur aufbewahrt”, Integration ist ein zentraler Punkt. Aus 210 Schülern anno 2010 werden 350 heute, die Zahl der Lehrkräfte hat sich fast verdoppelt, zwei Intensivklassen sind gebildet worden.

Nicht verwirklicht werden konnte der Traum einer “Lernwerkstatt im Keller”, seit den 90er Jahren in der Diskussion, zunächst wegen Feuchtigkeit, jetzt wegen der Raumhöhe nicht genehmigt. Ein Raunen am Rande bei Insidern: “Ist halt Klein-Auheim und nicht Hanau.”

Das Kollegium verabschiedet sich musikalisch “Wer wird Dich vermissen? Das Kollegium, die ganze FES!”

Vor den Eltern, dem Förderverein und dem Betreuungsverein noch der offizielle Akt und manch Seufzer ist zu vernehmen, wie lange das wohl dauern wird. Doch es folgt “keine bildungspolitische Rede”, macht Dr. Johannes Frese vom Schulamt schon deutlich. Gestern erst bekam er den Auftrag, nach Klein-Auheim zu fahren, quasi als Vertreter des Vertreters der Vertreterin.

In lockerer, sehr humorvoller Art beleuchtete er sowohl Lebensstationen von Barbara Eisenkolb (64) und schmückt seine Rede mit zahlreichen Anekdoten und Notizen aus den Akten. Immer wieder Lachen bei den Gästen, Applaus und aufmerksames Zuhören bis zum Schluss. Mit den Worten “Genießen Sie die Ruhe” überreicht er denn die Entlassungsurkunde und zahlreiche ehemalige Schüler nutzen die Gelegenheit, ihrer Lehrerin einen Besuch abzustatten.

Dank an Schoschana Hetzel für die Organisation und Hilfe, Dank für Alles, das Büfett ist eröffnet. Barbara Eisenkolb strahlt übers ganze Gesicht, ihr Ehemann übergibt Hetzel einen Blumenstrauß, noch ein Blick auf die zahlreichen Abschieds-Geschenke und ab geht’s zu vielen, vielen Gesprächen mit fast allen, die gekommen waren.

>> Wer folgt auf Barbara Eisenkolb? Auch das ist bereits geklärt. Claudia Gärtner (45), gebürtige Kölnerin, wohnt seit zehn Jahren in Hanau und ist an der Großauheimer Eichendorffschule tätig, seit vier Jahren als Konrektorin.

Mit meinen Augen gesehen
Sie dürfte die Rektorin gewesen sein, die in ihrer Schulzeit, aber auch in ihrer Amtszeit den kürzesten Schulweg hatte. Wohnt sie doch an der Seligenstädter Straße, um die Ecke war sie an der Schillerstraße und somit in der Friedrich-Ebert-Schule. Barbara Eisenkolb war schon früh auf dem Trip, einmal Lehrerin werden zu wollen.
Warum? Weil sie selbst eine tolle Lehrerin hatte. So wichtig sind Vorbilder. Und als Vorbild in Sachen Besonnenheit oder Ernstnehmen von Kindern ist die heute 64-Jährige bekannt.
Bekannt auch durch Babylon. Sagt euch nix? Schüler und Lehrer kennen die wichtigsten Begriffe in verschiedenen Sprachen und so merken vor allem Schüler, aber auch Eltern, dass sie wertgeschätzt werden.
So vieles gibt es zu berichten, was die “Rektorin mit Leib und Seele”, die einst eher die Idee hatte, Lehrer auszubilden, umgesetzt hat in all den Jahren ihres Wirkens. Das allerdings geht auch nur mit einem guten Team im Hintergrund, mit Lehrkräften, die als Pädagogen wirken, und mit einer funktionierenden Verwaltung vorne im Geschäftszimmer, mit Carola Scholz beispielsweise, die jederzeit den Überblick behält und – wenn wir richtig informiert sind – demnächst auch in den Ruhestand geht.
Dann beginnt eine neue Ära und man darf gespannt sein auf die nächsten Jahrzehnte und den Wandel im Schulalltag. Nicht nur in Klanaam… (beko)

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1 Kommentar

  1. Hallo Herr Koch,
    die Zeit im “Un-Ruhestand” 🙂 fliegt nur so dahin….und nun es ist aber wirklich mal an der Zeit, dass ich mich bei Ihnen für den tollen Artikel und die schönen Bilder bedanke!!!
    Vielen, vielen Dank dafür – ich habe mich sehr gefreut!
    Herzliche Grüße
    Barbara Eisenkolb

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