Freitag, 13. Dezember 2024
's BlättscheGeschichteKlein-Auheim: Trockenen Fußes nach Steinheim

Klein-Auheim: Trockenen Fußes nach Steinheim

Von der ,,Wasserbase“ zwischen Pfützenweg und Geleitstraße / Frühe Erinnerungen

,,Geschichtliche Pfade“ gibt es in unserer Region allenthalben. Steinheim und seine Altstadt ist ein weit über Hanaus Grenzen hinaus bekanntes Beispiel. Doch auch der Nachbar-Stadtteil Klein-Auheim steht da nicht zurück. Manch Einheimischer weiß sofort Bescheid, wenn in Vor-Corona-Zeiten am Stammtisch ,,iwwer die Betze“ geredet wurde.

Bushaltestelle Pfützenweg in Klein-Auheim. Einst hätte man die Haltestelle “Wasserbase” genannt, da standen allerdings noch keine Häuser. Bild: beko

Der Pfützenweg in Klein-Auheim war immer ein Feldweg. Er führte von der Fasaneriestraße über den Reitweg, durch sumpfiges, nasses, pfützenreiches Gebiet bis zum Eisernen Steg am Hellenbach. Schon 1320 hieß es: ,,auf der Bitze“, 1686 wurde daraus ,,auf der Betze“ (so nennen die alten Einwohner noch heute dieses Gebiet) und 1815 wurden zunächst ,,die Pfütze“ und dann der ,,Pfützenweg“ daraus.

Südlich vom Pfützenweg beginnt das Gewann zum Märkerrain und über den Reitweg das kleine Pfützengewann. Beide Gewänne sind heute bebaut und der Pfützenweg ist eine teils laute verkehrsreiche Straße geworden. Sie endet abrupt am Autobahnzubringer B 43 a.

Hier am Märkerrain (übrigens nicht zu verwechseln mit der Straße ,,Am Märkerrain“ weiter südlich in Klein-Auheim) wurden durch Häuserbau viele Grubenhäuser aus der Steinzeit zerstört und vor dem Jahr 2000 hinterließen auch die Römer ihre Spuren.

Auf dem kleinen Pfützengewann siedelten 4000 vor Christus die ersten sesshaften Menschen, die ,,Linearbandkeramiker“. Auf der rechten (nördlichen) Seite des Pfützenwegs ist die sogenannte ,,Wasserbase“. Sie ging bis  hinunter zur Geleitstraße. Hier war immer fauliges, salziges, rotes Wasser. Es kam nicht vom Main, sondern es war Grundwasser. Man hob tiefe Gruben aus und leitete das Wasser mittels einer kleinen Steinbrücke auf den Reitweg (etwa Spitzenberg) zum Hellenbach.

Durch diese Wasserbase führte ab dem Mittelalter ein Feldweg, der ,,Bornpfad“ nach Steinheim zum ,,Albanusborn“. Der Bornpfad lag etwas höher, damit man trockenen Fußes gehen konnte. Später wurde er verbreitert und mit Basaltsteinen geschottert, damit die Bauern mit ihren Fuhrwerken ins Feld konnten. An dieser Wasserbase, die einstmals sicher ein See war und im Laufe vieler Jahrhunderte vergrundet ist, haben vielleicht die Menschen um das Jahr 4000  vor Christus ihre Opfergaben versenkt oder Römer Münzen hinein geworfen.

Etwa an dieser Stelle an der Kreuzung Pfützenweg / Reitweg stand einst an der damals höchsten Stelle Klein-Auheims ein Wartbaum. Bild: beko

Als im Jahr 1928 der Main tiefer gelegt wurde, trocknete das Pfützengebiet und die Wasserbase aus. Danach schüttete man die Gräben zu und riss die Brücke auf dem Reitweg ab. Ein guter Beobachter kann die Gruben und den erhöhten Bornpfad heute noch ausmachen.

Der Reitweg ist ein alter prähistorischer Weg und gehörte zum Gebiet der ersten sesshaften Menschen in Klein-Auheim. Wo sich Reit- und Pfützenweg kreuzten, stand auf der damaligen höchsten Stelle früher ein Wartbaum. Das ist schon 1364 belegt. Hier hielten Märker oder Wächter Ausschau nach Feinden oder sonstiger Gefahr, um das im Jahr 806 gegründete fränkische Dorf Ewichheim und seine Menschen zu beschützen. So haben es auch die Steinheimer ,,Schießbürger“ gemacht, die nach Aussagen Steinheimer Geschichtskenner außerhalb der Mauer wohnten, um Feinde zu empfangen.

“Wie es auf einem Bebauungsplan der Stadt Hanau zu sehen ist, wird bald alles zugebaut sein.” So lautete damals der Schlusssatz meines Berichtes und ‘s Blättsche hat dazu ein Bild von damals im Archiv “ausgegraben”, das demnächst in der Rubrik “Einst und jetzt” veröffentlicht wird. Und wir garantieren: Wir haben noch einige tolle “alte Geschichten”, die in unregelmäßigen Abständen im ‘s Blättsche in der Rubrik “Geschichte / Region” erscheinen.

Ein paar Eindrücke mit aktuellen Fotos vom Gebiet der “Wasserbase” in Klein-Auheim zwischen Pfützenweg und Reitweg. Bilder: beko

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