Freitag, 29. März 2024
's BlättscheGeschichteErfolg aus dem Keller

Erfolg aus dem Keller

1952: Heinz Müller wird Weltmeister im Straßenfahren

Treffen der Meister (hinten links) Ludwig Hörmann, Ludwig Bauer, Norbert Ostheimer (Mitte) Deutscher Straßen-Jugendmeister, Josef Bauer jun., Heinz Müller Deutscher Meister, vorne Margarete Streb und Irmgard Schmidt (Somborn), Deutsche Jugendmeister im Kunstradfahren (beide 17 Jahre ). Bild: privat (HGV)

Von einem besonderen Ereignis anno 1952 berichtet Detlef Hellmann vom Heimat- und Geschichtsverein (HGV) Klein-Auheim für ‘s Blättsche. Adam Seebacher hatte sich zurückgezogen in seine eigene Werkstatt im Keller einer Werkshalle der Fahrradfirma Bauer in Klein-Auheim. Hier war er abgeschirmt vom Betrieb und Lärm der Produktion. In seinem Reich wurde gemessen und gewogen, geschnitten und gelötet und alles auf die Radrennprofis abgestimmt. Sie kamen aus Luxemburg, Belgien, Frankreich und natürlich auch aus Deutschland und ließen sich von Adam Seebacher ihre Rennradrahmen fertigen.

Er musste in einem komplizierten Verfahren anhand von selbst angefertigten Schablonen die Rohre schneiden, justieren und zusammenfügen, also die Muffen verlöten, was eine sehr präzise Arbeit war. Zur Anwendung kamen die dünnen und teuren Rohre von Reynolds (England) und Columbus (Italien).

Seebacher galt als Geheimtipp und Heinz Müller sollte davon profitieren. Wenn der Rahmen fertig war, wurde er ganz nach den Wünschen der Rennfahrer weiter bestückt, bis das perfekte Rad für den Profi fertig war.

Heinz Müller gehörte zusammen mit Ludwig Hörmann und Valentin Petry zum Rennstall der Bauerwerke. Sie waren auch noch in anderen Rennställen untergekommen. In den 50er Jahren konnte man im Radrennsport noch nicht so viel Geld verdienen, weshalb die Profis in verschiedenen Teams auf der Straße und der Rennbahn fuhren.

Das Weltmeisterrennen lief in 17 Runden über 280 Kilometer am 24. August in Luxemburg und am Schluss siegte Heinz Müller um eine Reifenbreite. Ludwig Hörmann wurde dritter und Valentin Petry landete auf Platz 30 von 48.

Das musste natürlich im Klein-Auheimer Werk gefeiert werden. Ein Augenzeuge erzählt: „Die Leitung der Bauer-Werke blies zum ehrenvollen und stolzen Empfang der Sieger ein. Natürlich fand diese Siegesfeier in den Gebäuden der Bauer-Werke statt. Die Straßen, an denen der Korso mit den Siegern entlangfuhr, waren mit Girlanden und Fahnen geschmückt und ganz Klein-Auheim war auf den Beinen, um den Erfolg mit zu feiern. Zur eigentlichen Feier waren natürlich nur die Honoratioren und geladene Gäste anwesend.“ Die Kunstradfahrerinnen des Radsportvereins ROT-GOLD Klein-Auheim zeigten ihr Können zur Freude der Gäste.

Bei dieser Gelegenheit wurden auch drei deutsche Jugendmeister geehrt. Norbert Ostheimer für das Straßenrennen und die beiden Kunstradfahrerinnen Margarete Streb und Irmgard Schmidt.

Am Tag nach der Feier war Adam Seebacher wieder in seiner Werkstatt im Keller. Er holte die Zeichnungen des Weltmeisterrades hervor und konstruierte den Prototyp der neuen Weltmeister-Serie.

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