Dienstag, 23. April 2024
's BlättscheGeschichteAuf der Jagd nach dem bunten Nikolauswagen

Auf der Jagd nach dem bunten Nikolauswagen

Wer hat Erinnerungen oder gar Fotos vom “rollenden Nikolaus” in den Sechzigern?

Autor: ’s Blättsche-Leser E.K.

Es dürfte weit und breit keinen cooleren Nikolaus mit einer ähnlich großen und begeisterten Anhängerschar gegeben haben wie den “rollenden Nikolaus”, der etwa Mitte der 70er Jahre auf einem Wagen in Klein-Auheim unterwegs war.

Mehrere Jahre lang fuhr am Nikolausabend das mit bunten Lichterketten geschmückte Gefährt durch Klanaams Straßen. Auf ihm thronte der Nikolaus. Am Steuer des Traktors, der den Wagen zog, saß eine Gestalt, die mitunter Knecht Ruprecht ähnelte, wenn die Erinnerung den Autoren dieser Zeilen nicht trügen.

Dem Gespann auf den Fersen waren etliche Kinder und Jugendliche, die hofften, dass ihnen der Nikolaus vom Wagen herab eine Süßigkeit zusteckte – und die notfalls auch mit einer Mandarine Vorlieb nahmen. Unermüdlich rannte die Schar dem Wagen hinterher. Das wurde immer dann eine besondere Herausforderung, wenn der Fahrer aufs Gaspedal trat, der Wagen immer schneller wurde und schließlich aus dem Blick der Jungen und Mädchen verschwand. Ein prima Konditionstraining für die Bundesjugendspiele im nächsten Jahr war das allemal.

Organisiert wurde das Spektakel vom Motorbootclub Delphin Klein-Auheim. Den damals verantwortlichen Mitgliedern des Vereins haben viele Knerrn-Kinder die Erinnerung an unvergessliche Nikolaus-Abende zu verdanken, auch wenn die Hintergründe des Events dem Autoren nicht genau bekannt sind.

Damals erzählte man sich zumindest, dass die Fahrten durch die Straßen in erster Linie gar nicht dazu dienen sollten, uns dahinter oder daneben herlaufenden Kinder zu ergötzen und mit Naschereien zu beschenken. Nein, eigentlich sei der Nikolaus nur auf dem Weg zu vorher gebuchten Hausbesuchen, wurde vermutet. Für die Richtigkeit dieser Annahme spricht, dass sich der Fahrer mitunter wirklich Mühe gab, die Kinderschar abzuschütteln, die offenkundig mitunter lästig wurde.

Doch im Grunde genommen war es genau dieses Katz- und Mausspiel, was diese Abende so spannend machte. War der Wagen zunächst einmal verschwunden, standen die Kinder ebenso rat- wie atemlos herum und rätselten, wie es weitergehen soll. Meist dauerte es nicht lange, bis von irgendwo der Ruf kam: Die sind jetzt am Schillerplatz. Oder am Don-Bosco-Haus. Oder sonstwo. Also ging es auf schnellstem Weg dorthin. Und war da nicht hinter der Ecke ein buntes Licht zu sehen? War das der Nikolauswagen? Er war es. Und die Jagd begann von Neuem.

Warum der schöne, aber kurze Brauch dann irgendwann zu Ende ging, ist nicht bekannt. Wurde es wegen des zunehmenden Verkehrs zu gefährlich? Hatte irgendeine Behörde Bedenken geltend gemacht? Verloren die Delphin-Mitglieder einfach die Lust? Oder gingen ihnen die Süßigkeiten aus? Wer Näheres weiß oder vielleicht sogar noch Fotos von damals hat: s’Blättsche freut sich über Einsendungen.

Bild: privat (unbekannter Nikolaus 1969 im Klein-Auheimer Don-Bosco-Haus, kein Bezug zu Nikolaus des Artikels)

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1 Kommentar

  1. Ich bin selbst als Kind in den 70er Jahren dem Wagen hinterher gelaufen. Es war einfach immer schön. Sehr schöne Erinnerungen. In den 1990/2000 Jahren hat das der CV wieder aufleben lassen. Meine Eltern waren mit dabei.
    LG Tanja Seibert geb. Wolf

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