Endlich kann Tim Toupet aufatmen. “Du hast die Haare schön” ertönt bald wieder das Lied vom singenden Friseur.
Okay, es ist garantiert ein Bild der Gesellschaft, das sich da bei den Friseuren in den jüngsten Wochen und Monaten abzeichnete. Lockdown. Alles hat dicht, eben auch die Friseure.
Da gibt es schon mal, wie es ein Friseurmeister öffentlich kundtut, “unmoralische Angebote”. Frisieren im Keller-Partyraum, da kriegt’s ja niemand mit, eine neue Frisur gegen ein bestimmtes Entgelt, die Einladung zum Kaffeetrinken (aber können sie mal zur Sicherheit ihre Haarschneidemaschine mitbringen?), kurz halt: “schwarz” frisieren ohne Maske und das mitunter im doppelten Wortsinn. Doppelt-schwarz sozusagen.
Heftig wird das, wenn sogenannte Friseurinnen (so sagt es Duden heute, wenngleich immer noch von Friseusen gesprochen wird) dann ältere Mitbürger besuchen, ihren Mund-Nasen-Schutz zwar dabei, aber in der Handtasche haben, oder eben aufgesetzt unter der Nase.
Nichts gegen Friseure, auch wenn man selbst keinen braucht, und auch nichts gegen all die vielen, die den Lockdown ernst genommen haben. Aber Ausnahmen bestätigen auch hier die Regel.
Jetzt dürfen sie wieder öffnen ab 1. März und es gibt Termine, die meistbietend versteigert werden (hoffentlich für einen guten Zweck), weil nämlöich… Ja, weil es keine Modefrage ist, sondern ein Teil der eigenen Würde und Körperhygiene.
Offenbar haben da einige sehr laut geschrieen, damit es soweit kommt. Oder wie es Hessens Ministerpräsident Bouffier exakt formuliert: “Wir wissen, dass ein nicht unerheblicher Teil in Schwarzarbeit geleistet würde, das war mit der Grund für die Entscheidung, Friseursalons ab 1. März zu öffnen.”
Haben wir das jetzt richtig verstanden? Es geht gar nicht um die Alten und Kranken in der Gesellschaft, sondern um die wenigen, die laut genug sind?