“Wir werden schweren Herzens im Mai unser Restaurant schließen müssen.” schreiben Doris Bauer-Liposcak und ihr Mann Josef vor wenigen Minuten in Facebook. Damit geht eine lange Ära des Klein-Auheimer Restaurants “Grüner Baum” an der Obergasse gegenüber der katholischen Kirche zu Ende.
Auf die Weiterführung des Hotels will sich die Inhaber-Familie nun konzentrieren, denn “ganz ohne den Kontakt zu unseren langjährigen Gästen können wir einfach nicht”.
Notwendige Investitionen seien, so Doris Bauer-Liposcak, “für uns nach den vergangenen zwei schweren Jahren Coronakrise leider nicht zu stemmen”. Auch gebe es keinen Nachfolger für den weit über Klein-Auheims Grenzen hinaus bekannten “Grünen Baum”. Besonders habe “die unsichere weltpolitische Lage im Hinterkopf” einen Ausschlag für die Entscheidung gegeben.
Die Familie bedankt sich bei allen Gästen, die über all die Jahre treu waren und “mit uns zusammen viele schöne Momente erlebt haben”. Und weiter heißt es: “Wir werden den Grünen Baum als Treffpunkt für Familien, Kollegen, neue und alte Freunde schmerzlich vermissen.”
Auch die ersten Kommentare sind unter dem Facebook-Post von Doris Bauer-Liposcak zu finden mit einem großen Dank an die Inhaber-Familie.
>> Als Erinnerung veröffentlicht ‘s Blättsche nachfolgenden Bericht unseres Redakteurs “beko”, den er vor einigen Jahren über das Gasthaus “Grüner Baum” schrieb.
Mer gehn zum Hanjersch! Selbst Steinheimer und Großauheimer, der OB von Hanau, der Bischof von Mainz oder auch Rudi Völler, einer der „Größten Hessen“, wüssten schnell Bescheid und sie würden sich aufmachen nach Klein-Auheim.
Aus der gesamten Rhein-Main-Metropole, manchmal auch darüber hinaus, besuchen Familien, Gruppen, Vereine, Institutionen oder Firmen das Gasthaus, Restaurant, Hotel „Zum grünen Baum“ an der Obergasse gegenüber der katholischen Pfarrkirche im Hanauer Stadtteil.
Menschen aus der näheren Umgebung müssen freilich schon mal überlegen, wenn sie zum Treffpunkt „Grünen Baum“ nach Klein-Auheim geladen werden, denn seit vielen Jahrzehnten hat sich der bürgerliche Name „Hanjersch“ durchgesetzt (siehe auch eigenen Kasten).
Familienfeiern für bis zu 130 Personen sind im Hotel-Restaurant „Zum grünen Baum“ ebenso regelmäßig angesagt wie wöchentliche Treffen von Vereinen wie dem Gesangverein „Concordia“, der Besuch von Steinheims Fernsehjournalist Frank Lehmann oder anderen prominenten Gästen, die oftmals gerne ohne großes Aufsehen in herrlichem Ambiente, in einem Gasthaus der gehobenen Klasse gut speisen wollen.
Nur geschultes Personal sorgt für die Zufriedenheit bei den Gästen und stellvertretend für alle, die man hier aufführen könnte, soll Küchenchef Heiko Adam genannt sein, der seit vielen Jahren „chef de cuisine“ ist. Er und die vielen anderen „Profis“, insgesamt 20 Mitarbeiter sind im „Grünen Baum“ beschäftigt, wirken im Servicebereich, am Büfett, in der Küche, in der hauseigenen Metzgerei – eigentlich in jeder Abteilung des Hauses und überall sind Familienmitglieder integriert.
Das ist sozusagen die Philosophie, der „rote Faden“, von Chefin Doris Bauer-Liposcak, die gemeinsam mit Ehemann Josef für den reibungslosen Ablauf im Hause „Hanjersch“ sorgt. Bestens unterstützt freilich sehr viele Jahre lang von Senior-Chef Berthold Bauer, der in der Metzgerei aktiv war, und Senior-Chefin Melitta Bauer, die sich immer wieder über Gesichter freuten, die seit vielen Jahrzehnten nach Klein-Auheim kommen, um im „Grünen Baum“ zu speisen. Senior-Chef Berthold Bauer ist vor wenigen Monaten verstorben.
Jedes Jahr stellen die Bauers mindestens zwei Auszubildende ein und Doris Bauer-Liposcak achtet auch darauf, Praktikanten aus einer Lernhilfeschule die Chance zur Mitarbeit zu geben. 1988 wurde das Gasthaus „Zum grünen Baum“ grundlegend renoviert, eröffnete in neuem Glanz. Vier Jahre später dann wurde gegenüber an der Obergasse ein Hotel seiner Bestimmung übergeben, das nicht nur zu Frankfurter, Offenbacher oder Hanauer Messezeiten gut besucht ist.
Inzwischen ist auf der Speisekarte des „Grüne Baum“ sowohl ein asiatischer als auch ein mediterraner „Touch“ mit aufgenommen und so freuen sich die Besucher genauso über bodenständige, regionale und internationale Speisen – hessische Spezialitäten, Steakvariationen oder auch frische Fischgerichte – wie über ein gutes Hanjersch-Schnitzel mit Soße, einen Leberkäse oder eine Hausmacher-Platte.
Hanjersch
Jemandem hierzulande etwas vom Gasthaus „Zum grünen Baum“ in Klein-Auheim erzählen zu wollen, bereitet mitunter Probleme. Der Volksmund ist da eher auf den Begriff „Hanjersch“ programmiert.
Sofort weiß jeder Insider, was gemeint ist. Zum einen wegen des ausgesprochen traditionellen Gasthauses, aber auch wegen des kleinen Wurstlädchens, in dem es die schmackhafte selbst gemachte Wurst vom „Hanjersch“ gibt.
Für den Namen „Hanjersch“ verantwortlich ist übrigens ein Vorfahre der Bauers aus dem Jahr 1636, Johann Georg. Etwa „Hans-Schorsch“ sagte man zu Beginn im Dialekt, daraus wurde im Laufe der Jahre „Hanjörg“, „Hanjäsch“ und schließlich eben „Hanjersch“. Und heute weiß jeder Auheimer (und nicht nur die), dass es sich bei „Hanjersch“ um das Gasthaus gegenüber der Klein-Auheimer Pfarrkirche an der Obergasse handelt.
>> AKTUELL:
Lest dazu bitte auch unseren Aufruf, der Redaktion “Erinnerungen an den Hanjersch” zu senden hier.
>> Dazu dürft ihr auch den Beitrag lesen: Babbeln mit ‘s Blättsche-Leser Herbert P.
Mir fehlen einfach nur die Worte, mehr kann ich dazu nicht sagen. Es ist schade, dass so ein Toprestaurant schließen muss. Ich habe insbesondere den Biergarten geliebt.
Als ich die Nachricht erhielt, dass Ende Mai der “Hanjersch” schließt, sind mir ein paar Tränchen über die Wange gekullert. Ich wohne zwar schon 20 Jahre in Kalsruhe, habe aber über 50 Jahre in Klanaam gewohnt und war durch die Mitgliedschaft im “Carnevalverein 1895 Klein-Auheim” und in der “Concordia 1873 Klein-Auheim” Jahrzehnte lang mit dem “Grünen Baum” verbunden. Sowohl als Vereinsmitglied als auch als Privatperson fühlte ich mich dort immer wohl und angesehen. Die Geschichten, die mich mit der Lokalität verbinden, zu erzählen, würden Seiten füllen. So schade der Schritt des Aufgebens ist, so sehr kann ich ihn verstehen. Vielen Dank an die letzten Besitzer Doris und Joseph und die, die nicht mehr unter uns weilen. Ich werde euch in meinen Gedanken und im Herzen behalten.
Schade ich war seit meiner Jugend immer gerne beim Hanjersch und habe mich immer sehr wohlgefühlt. Später waren wir auch mit Familie, Freunden und Arbeitskollegen immer sehr willkommen.
Ich wünsche der Familie Bauer- Liposcak für ihr weiteres Leben alles, alles Gute machts gut.
Liebe Grüße Günter Constantin mit Familie.
Es ist traurig und schade (aber auch verständlich), dass die Klein-Auheimer eine solches, traditionelles Familienunternehmen verlieren. Seit ich denken kann, bin ich zum Hanjersch gegangen. Als kleines Kind mit den Eltern, als Jugendliche mit dem Fußballverein sonntags nach dem Spiel, und dann natürlich seit fast 50 Jahren jeden Montag zur Singstunde. Viele Familienfeiern haben wir dort in wunderschönem Rahmen genießen dürfen: Hochzeit, Silberhochzeit, Goldhochzeit der Eltern, runde Geburtstage. Und viele Familienabende und sonstige Veranstaltungen mit der Concordia. Der Grüne Baum wird fehlen.
An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an Melitta, Doris, Josef und die Belegschaft, die teilweise schon viele Jahre dort für die Gäste ihr Bestes geben. Danke, danke, danke und alles Gute für die Zeit ,,danach”. Ganz liebe Grüße von Uschi Salg