Donnerstag, 5. Dezember 2024
's BlättscheLokales"Wir werden nicht zehn Parkplätze mehr aus dem Hut zaubern können"

“Wir werden nicht zehn Parkplätze mehr aus dem Hut zaubern können”

Klein-Auheimer Ortsbeirats-Sitzung mit Rekordbesuch

“Zunehmende Rücksichtslosigkeit”, “gegenseitige Rücksichtnahme”, “mehr Kontrollen” oder “geltendes Recht” – es waren nur einige Schlagwörter vom heutigen Abend in der Bedarfsgaststätte der Willi-Rehbein-Halle (WRH) in Klein-Auheim. Mehr als 50 Klein-Auheimer – so viele wie sonst nie – waren gekommen, um Luft abzulassen zur derzeitigen Verkehrs-Situation im Stadtteil.

Und der Ortsbeirat nahm sich nach der eigentlichen Ortsbeirats-Sitzung – die laut Hessischer Gemeindeordnung (HGO) kein Rederecht der Besucher zulässt -, mehr als eine Stunde Zeit, um sich die Anliegen der Bürger anzuhören. Wohlwissend, wie es Ortsvorsteher Sascha Feldes eingangs formulierte, dass das Parkraumkonzept mit dem Mobilitätsleitbild der Stadt Hanau von 59 Stadtverordneten bereits einstimmig abgesegnet ist und so umgesetzt wird. Lediglich Hinweise kann der Ortsbeirat aufnehmen und an die Stadt weiterleiten.

Das Thema “Ganztagsbetreuung in der Grundschule” stand als einziges auf der Tagesordnung der offiziellen Ortsbeirats-Sitzung, Frank Baumann vom Stadtschulamt informierte über Neuerungen an der Klein-Auheimer Friedrich-Ebert-Schule und die Planungen bis zum Schuljahr 2029/30. Beim Thema Verschiedenes wurden Themen wie “Graffiti unter der Brücke”, die Ladesäule an der WRH, Ideen für einen Quartier-Spaziergang statt einer Bürger-Sprechstunde und schon mal die Geschwindigkeits-Situation an der Mainzer Straße angesprochen.

Schlicht falsch, dass der Ortsbeirat Feedback wünscht

Als es dann so richtig zur Sache ging, hatten einige Besucher den Saal schon verlassen, weil Ortsvorsteher Sascha Feldes in seiner Eingangs-Info – unterbrochen von etlichen Zwischenrufen und lautstarkem Gemurmel – bereits verdeutlichte, dass das Parkraumkonzept steht und auch so umgesetzt wird. Mit einem “Seitenhieb” zum Regionalportal ‘s Blättsche erläuterte Feldes, “dass es schlicht falsch ist, dass der Ortsbeirat Feedback wünscht”.

Doch die Situation im Vorfeld war bereits klar: Aufgebrachte Bürger, Firmenchefs und auch der Klein-Auheimer Arzt Dr. Andreas Nickel waren gekommen, um zumindest die Gelegenheit zu nutzen, ihre Gedanken zu äußern. Klar wurde auch, dass es – wie ‘s Blättsche seinerzeit berichtete – einen ersten Plan der Stadt gab, der “Ortsbeirat Anpassungen haben wollte, Gehwege, dort, wo es breit genug ist sowie versetzte Parkplätze und keine Rennstrecke”.

Das ist Diktatur, wenn du die Bürger nicht mehr mitnimmst

Ein Besucher des Abends

Die Stadtverordnetenversammlung entschied anders, Gehwegparken wird verboten. Dies sei “den gültigen rechtlichen Grundlagen angepasst”. Einem Besucher des Abends war das die Bemerkung wert: “Das ist Diktatur, wenn du die Bürger nicht mehr mitnimmst.”

Dagegen ist allerdings festzuhalten, dass die ersten Pläne lange genug vorlagen und es aus der Bürgerschaft nur sehr wenig Resonanz gab. “Das dauert ja alles noch Jahre bis das umgesetzt wird”, war damals mitunter zu vernehmen. Auch der Ortsvorsteher macht deutlich, dass “einige Verkehrsteilnehmer in Klein-Auheim rücksichtslos die Gehwege zugeparkt haben”. Feldes: “Wir haben in den letzten Jahren immer wieder versucht, ein Bewusstsein dafür zu schaffen – leider vergeblich – die Ignoranz einzelner ist weitergegangen. Daher wird jetzt das Recht durchgesetzt. Hätten alle mehr Rücksicht genommen, wären wir jetzt nicht da, wo wir sind.” – Und der Ortsvorsteher ergänzt: “Das Konzept ist neu – wir müssen uns umstellen – unsere Komfortzone verlassen.”

Abschließend liest Sascha Feldes aus seinem Statement: “Wir werden das Konzept nicht zurücknehmen. Wir werden nicht zehn Parkplätze mehr aus dem Hut zaubern können. Wir werden ihre Hinweise anhören, aufnehmen und der Stadt weiterleiten. Ob und wie diese dann umgesetzt werden, können wir nicht beeinflussen.”

Könnte Gastronomie in Klein-Auheim aussterben?

>> Was Klein-Auheimer Bürger, Anwohner, der Arzt und Betroffene im inoffiziellen Teil der Sitzung geäußert haben, weshalb das Parkraumkonzept für den Stadtteil nachweislich nicht vollständig gut durchdacht ist, an welchen Stellen Applaus aufbrandete, welcher Behindertenparkplatz weggefräst wurde, warum die Gastronomie im Ort aussterben könnte oder wieso die Zunahme der Geschwindigkeit in Klein-Auheim an diesem Abend eine große Rolle spielten, darüber berichtet das Regionalportal ‘s Blättsche am Abend ausführlich.

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1 Kommentar

  1. Ein sehr informativer Abend, grade auch mal, um eine Einblick in der Arbeit des Ortsbeirats zu bekommen.
    Was mich aber schockiert und beschämt, ist die Aussage, das wäre eine Diktatur. In einer Diktatur gibt es solche öffentliche Ortsbeiratssitzungen nicht. Wir sollten uns bewusst werden, was eine Diktatur wirklich bedeutet.
    Und zum Glück leben wir in einer Demokratie.

    Auffällig ist aber, dass es nur beim Thema Auto eine reges Interesse der Klanaamer an Ortsbeiratssitzungen gibt. Die Jugendarbeit und sonstige kulturelle Themen werden kaum beachtet.

    Dass die aktuell Situation für unsere Gewerbe nicht optimal ist, ist absolut verständlich. Ich hoffe hier auf ein Einlenken der Stadt Hanau, das wird aber sicher lange auf sich warten lassen.

    Ich kann nur jedem Klanaamer empfehlen, die öffentlichen Ortsbeiratssitzungen und die Bürgersprechstunden zu besuchen, auch wenn man selbst nicht immer ein Thema hat.

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