Freitag, 13. Dezember 2024
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Der heutige Morgen im Leben der Eva H. aus S.

"So wird das mit der Verkehrswende nix" / Erfahrungen

Missstände gibt es allenthalben in verschiedenen Bereichen unseres Lebens.

Von vielen erfährt man nur durch Zufall, durch Mundpropaganda oder mitunter auch in den sozialen Medien.

Vielleicht auch deshalb ist es gut, wenn es Menschen gibt, die soziale Medien für Sinnvolles nutzen, auch dafür, sich für andere einzusetzen. “Seligenstadt hilft. Die Gruppe.” gibt es sicher schon etwas länger auf Facebook, aber wie so oft – es sind nur Zufälle, sie zu entdecken.

Unser Regionalportal ‘s Blättsche ist jetzt wieder auf ein Thema aufmerksam geworden bei der Suche nach einem ganz anderen Fall.

Und prompt entdeckt die Redaktion in selbiger Gruppe einen Beitrag, der allemal viele Menschen in der Region interessieren dürfte. Es geht, wie sollte es anders sein, um den “öffentlichen Nahverkehr”, der auch bei uns schon oftmals Thema war.

Die Seligenstädterin Eva Heberer berichtet heute von einem “Morgen im Leben einer Pendlerin” und schreibt gleich öffentlich, wie Facebook nun einmal ist, folgenden Post an die KvgOF Kreisverkehrsgesellschaft Offenbach, an Seligenstadts Bürgermeister Daniell Bastian und den Ersten Stadtrat Michael Gerheim.

“Gerne möchte ich Ihnen von meinem heutigen Morgen und meinem Weg zur Arbeit berichten. Ich lebe in Seligenstadt und arbeite als Referentin am Leibniz Peace Research Institute Frankfurt, also direkt am Hauptbahnhof.

Glücklicherweise habe ich nur einen Präsenztag, alles andere wäre unmöglich mit zwei Kindern abzubilden.

Gewöhnlich nehme ich die Bahn um 7.36 Uhr ab Seligenstadt. Eine wunderbare Verbindung, seit einem Jahr fährt sie nur noch gelegentlich. Oder manchmal. Oder selten. Ich prüfe sonntags bereits in der DB und der RMV App wie es um die Verbindung steht und morgens nach dem Weckerklingeln sofort erneut. Heute Morgen dann der Hinweis „Fahrt fällt aus“. Als Pendlerin ist man dies gewöhnt, darum stehe ich mit einem Puffer auf um ggf. Die Bahn um 7.09 Uhr erwischen zu können.

Zu meiner Überraschung auch hier der Hinweis „Fahrt fällt aus“. Eine Suche nach Alternativen brachte mich auf den Bus um 7.27 Uhr ab Steinweg Seligenstadt. Dort (pünktlich mit etwas Puffer) angekommen, entdeckte ich ein Hinweisschild „Ersatzhaltestelle eingerichtet ab 21.08 Betriebsbeginn“. Eine kurze Studie des Plans ergab, dass diese in der Grabenstraße situiert ist. Ich joggte also los, den längeren Weg hatte ich – wegen eines fehlenden Hinweises in der App – natürlich nicht eingeplant. Als ich gerade um die Ecke der Schule bog, sah ich im Schulterblick den gewünschten Bus. An der geschlossenen Haltestelle. Sie erraten es sicher: ich kam völlig verschwitzt an der Ersatzhaltestelle an, der Bus leider nie.

Also weiter zum Bahnhof. Dort fährt ein Bus planmäßig um 7.41 Uhr. Gemeinsam mit anderen Fahrgästen wartetet wir bis 7.55 Uhr – dann endlich ein Bus. Nicht der erhoffte OF 85, dieser fiel wohl ohne Hinweis aus. Aber zumindest ein Bus der Linie OF 86.

Bahn erwischen mit Kinderwagen oder Gehhilfe, kaum eine Chance

Die Verzögerung in Seligenstadt durch den ausgefallenen Bus wäre nicht aufzuholen gewesen, die S-Bahn um 8.15 Uhr ab Obertshausen habe ich demnach verpasst. Nächste Option: 8.30 Uhr. Ich formuliere es mal so: Eilige Schritte waren nötig um die Bahn zu erwischen, die Fahrgästin mit Kinderwagen hatte ebensowenig eine Chance wie die mit Gehhilfen. In dieser Bahn sitze ich nun noch und hoffe sehr, es zumindest bis 9 Uhr ins Büro zu schaffen.

Mir ist durchaus bewusst, dass die KVG nicht all diese heutigen Probleme selbst verursacht hat. Seit über einem Jahr schreibe ich aber regelmäßig Vias und RMV an und ich bin es – mit Verlaub – leid ständig „wir sind nicht zuständig“ zu hören. Sollten wir nicht alle zuständig sein? Dafür, dass die Verkehrswende klappt? Dafür, dass Kleinstädte lebenswert sind? Dafür, dass Menschen – gerade Frauen! – einer geregelten Arbeit nachgehen und auch Teilzeitarbeit lohnenswert ist? Denn bei 2 Stunden Fahrtweg ist sie das am Ende nicht – das kann ich Ihnen versichern.

Die Zustände des öffentlichen Nahverkehrs im Kreis Offenbach sind nicht tragbar. Ich bitte Sie dringend, dem Problem die Priorität einzuräumen, die es verdient. Die Aufgabe der Beförderung ist in Deutschland klar geregelt. Dieser Aufgabe wird aktuell in keiner Weise nachgekommen.
Mit freundlichen Grüßen, Eva Heberer.”

Soweit die Ausführungen von Eva Heberer aus Seligenstadt. Und postwendend gibt es freilich jede Menge Kommentare, von denen wir beispielhaft einige im ‘s Blättsche nachfolgend unkommentiert veröffentlichen.

“Der morgendliche Zug fährt fast nie” – Einige Erfahrungen

R.B.: Ich stand heute morgen auch da herum und habe ebenfalls auf den 7.41 Uhr-Bus gewartet. Die App hatte nix von einem Ausfall gemeldet. Er kam einfach nicht. Einfach nur Stress jeden Tag mit den Verbindungen nach und von Seligenstadt.

C.P.: Die Verbindung nach Frankfurt ist wirklich schrecklich. So wird das mit der Verkehrswende nix.

B.W.: Kann ich leider nur bestätigen. Bereits seit Februar ist es jeden Tag ein Glücksspiel, ob unsere Kinder in die Schule nach Hanau kommen. Jeden Tag müssen mehrmals Alternativen gesucht werden und die Kinder sehr oft nach Hanau gefahren bzw. dort abgeholt werden. (…) Nachfragen bei den zuständigen Stellen ergaben außer einer lapidaren Aussage “Personalmangel” nichts. Gerne wären wir zumindest in den Sommermonaten aufs Fahrrad ausgewichen, was allerdings bei der Lage der Schule in der Hanauer Innenstadt und angesichts der schlechten Fahrradinfrastruktur keine wirkliche Alternative ist.

B.W.: Das ist der tägliche Wahnsinn auch die Erweiterung des Hopper-Streckennetzes lässt grüßen. Nun fährt von Hanau kein Hopper mehr nach Klein-Krotzenburg (KKB) …die einzige Strecke, die am Wochenende nach der Nachtschicht meinen Mann um 6 Uhr vom Hauptbahnhof Hanau nach KKB gebracht hat. Von Obertshausen fährt der Hopper ja nur bis nach Froschhausen. Und dann zwei Stunden später ein Bus. Also was macht Frau da, weil der Mann keinen Führerschein hat? Sie holt ihn samstags und sonntags nach der Nachtschicht wahlweise vom Flughafen oder Hauptbahnhof Hanau ab…

S.C.: Genau deshalb fahre ich Auto, was auch nicht immer angenehm oder schnell ist, aber wenigstens kommt man an und auch wieder zurück. Der morgendliche Zug, die RE 85, fährt auf jeden Fall fast nie

M.B.: Ich schließe mich da komplett an und füge hinzu, dass die liebe OF85 eine reine Katastrophe ist, die Fahrer zum Großteil unhöflich oder fahren einfach am Bahnhof Obertshausen los, ohne jemals die Tür geöffnet zu haben oder fahren einfach an der Bushaltestelle vorbei ohne anzuhalten.

P.R.: Hier habe ich eher andere Erfahrungen gemacht. Unabhängig, welche Uhrzeit ich die OF-85 erreichen musste, der Bus wartet länger und fährt dann fünf Minuten zu spät los, damit auch ältere Fahrgäste den Bus noch erreichen.

E.H.: Soweit ich es verstehe, hat die Kommune einen Auftrag zur Beförderung. Unsere Kommune hat sich da der KVG angeschlossen, in dessen Vorstand (?) sie auch vertreten sind. Die DB hat hier nichts mit zu tun – es gab eine Ausschreibung auf die Strecke und die hat die DB nicht gewonnen, sondern eben die Vias. Die Busse werden vom RMV betrieben, also auch nicht von der DB. So – wie gesagt – mein Verständnis. Ich lasse mich gern berichtigen.

F.K.: Für den konkreten Fall wäre es außerdem hilfreich, wenn die App einen Hinweis auf die Buslinie 99 liefern würde, die um 7.36 pünktlich gefahren ist. Mit Umstieg in Jügesheim hätte man Frankfurt auch um 8.41 erreicht. Das zeigt die App aber nur an, wenn man Jügesheim als Zwischenhalt eingibt. Man muss die denkbaren Verbindungskombinationen also selber besser kennen, um das Angebot optimal nutzen zu können. (…)

Hochbetagte Frau W. aus Hainstadt will nach Mainflingen

Der Hopper, schon lange im Ostkreis Offenbach unterwegs, allerdings für Mitfahrer auch mal mit besonderen Erfahrungen. Bild: beko Archiv

Und jetzt stellen wir uns mal ältere Menschen vor, denen schon das Wort APP als Fremdwort erscheint. Da berichtet uns dieser Tage eine hochbetagte, gehbehinderte Frau aus Hainstadt über ihre (bisher) regelmäßigen Fahrten mit dem Hopper von Hainstadt nach Mainflingen. Bisher regelmäßig, weil sie “aufgegeben hat”, “vielleicht holt mich jemand aus der Familie manchmal ab, damit ich nach Mainflingen komme”. Die bisher letzte Fahrt muss in ihr etwas bewirkt haben – und wir schreiben’s hier schon mal: Es ist kein Einzelfall!

Statt einer Fahrt von Hainstadt nach Mainflingen, was ohne Probleme möglich sein sollte in heutiger Zeit, auch wenn Mainflingen (für viele) fernab liegt, muss Frau W. von Hainstadt nach Seligenstadt Bahnhof fahren, dort auf den nächsten Hopper warten, der “erst noch andere Gäste abholen muss”, dann nach gut einer halben Stunde Wartezeit geht es weiter nach Mainflingen. Natürlich, wie soll es anders sein, auch zu einem “weitaus höheren Preis” als früher direkt von Hainstadt nach Mainflingen.

Wäre vielleicht alles nicht so schlimm gewesen für die ältere Dame, hätte der erste Hopper-Fahrer in Hainstadt ihren (angemeldeten) Rollator freundlicher Weise ins Auto geladen. Aber “dafür war er zunächst nicht zuständig”…

Klar, dass die ‘s Blättsche-Redaktion die Situation des öffentlichen Nahverkehrs in der Region weiter genau beobachtet und für seine Leser berichtet.

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